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Stadttauben

Vor ein paar Tagen war ich in unserer Stadt unterwegs. Zwischen den Menschen, die von Geschäft zu Geschäft eilten, liefen hektisch einige Stadttauben herum. Hungrig nach Futter suchend.

Ich blieb stehen und beobachtete.

Ich mag Tauben seit meiner  Kindheit. Damals fiel mir eine Brieftaube nach einem Gewitter buchstäblich vor die Füße. Völlig erschöpft und scheinbar orientierungslos.

Ich lief in die Küche und mopste meiner Mutter getrocknete Erbsen. Mit diesen legte ich eine Futterspur in das Gewächshaus meines Opas. Die Taube pickte Erbse für Erbse auf und folgte der Spur.

Gemeinsam mit meinem Opa versorgte ich den kleinen Gast ein paar Tage, bis es ihm wieder besser ging. Nach drei Tagen öffnete ich die Tür und die kleine Brieftaube verließ das Gewächshaus. Sie drehte drei Runden über uns und flog davon.

Ich hatte die kleine Taube sehr lieb gewonnen und für mich war es selbstverständlich, mich um das hilflose Geschöpf zu kümmern. Traurig macht mich, dass sie immer noch bei vielen Menschen als “Ratten der Lüfte“ verschrien sind. Denn genau genommen, ist der Mensch für die vielen Stadt- und Straßentauben verantwortlich.

Tauben stammen von der Felsentaube ab, die in Europa, Nordafrika und Südwestasien zuhause ist. Menschen züchteten aus ihr die Haustaube. Sie lieferte Fleisch und Eier und wurden als Brieftauben genutzt. Die heutigen Stadt- oder Strassentauben sind also die Nachkommen ausgesetzter und entflogener Haustauben. Diese schließen sich zu Schwärmen zusammen und leben und brüten  in unseren Städten.

Nicht selten finden sich in so einem Schwarm Brieftauben, die vor Erschöpfung nicht mehr weiter fliegen können. Ob es sich um eine Brieftaube handelt, lässt sich an den zwei Fußringen erkennen. Tauben ernähren sich eigentlich von Samen und Körnern, die sie auf dem Boden finden. In unseren Städten gibt es diese Nahrungsquelle kaum. So sind sie gezwungen sich von dem zu ernähren, was wir Menschen  hinterlassen: Essensreste und Abfälle. Das dies nicht gesund ist, kann sich sicherlich jeder vorstellen.

Tauben wurde von den Menschen ein Brutzwang angezüchtet. Deswegen brüten sie das ganze Jahr über in Parkhäusern und auf Gebäuden, da sie für ihren Nestbau einen flachen Untergrund benötigen. Die Städte und Kommunen versuchen der ständigen Vermehrung Einhalt zu gebieten, in dem sie das Füttern der Tauben verbieten und in Parkhäusern und an Gebäuden Vergrämungsnetze und Spikes anbringen. Dass die Tiere verhungern können und sich in den Vergrämungsmaßnamen verfangen und aufspießen, wird dabei billigend in Kauf genommen. Für mich ist das einfach nur grausam. Dabei gibt es durchaus eine Lösung.

Da Tauben standorttreu sind, bieten sich Taubenschläge in der Stadt nahezu an. Dort finden die Tiere Unterschlupf, Futter und Wasser, Brutmöglichkeiten und einen Aufenthaltsort. Sie sind dann nicht mehr gezwungen, ihr Futter in den Fußgängerzonen zu suchen und hinterlassen so auch dort nicht mehr ihre Hinterlassenschaften. Nachhaltig lässt sich in so einem Taubenschlag Brutkontrolle ausführen. Die Eier können einfach gegen Gipseier ausgetauscht werden. 

Zum Glück gibt es immer mehr Tierfreunde, die sich der Stadttauben annehmen und sich in Vereinen organisieren. Sie nehmen verletzte Tauben und verwaiste Taubenküken auf, tauschen Gelege gegen Gipseier aus, füttern die Tiere mit Erlaubnis der Behörden an Futterstellen und kämpfen für die Errichtung von Taubenschlägen.

Denn eines dürfen wir nie vergessen. Der Mensch ist dafür verantwortlich, was er sich zu Nutzen gemacht hat.

Quelle und Fotos: Stadttauben Buchholz e. V.

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